Transboy Dom Jamie teilt mit uns

Für Trans-, Genderqueer- und nicht-binäre Personen ist es oft schwierig, in der Sexarbeit eine Escort-Agenturvertretung zu finden. Paramour Collective ist stolz darauf, eine einladende Gemeinschaft für alle Menschen zu sein, die sexuelle Dienstleistungen anbieten möchten und es ist uns sehr wichtig Inklusion in der Sex Industrie mit unsere Arbeit zu fördern.

Der 31. März ist der internationale Tag der Transgender Sichtbarkeit und wir haben eine Person aus unserer Kollektiv gebeten, seine Erfahrungen als Transperson in der Welt der Sexarbeit mit uns zu teilen. Danke, Jamie, dass du deine Gedanken und Worte mit uns teilst.

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Meiner Beobachtung nach konzentriert sich der Aktivismus für Pro-Sexarbeit stark auf die Normalisierung von Sexarbeit als Arbeit.

Dies ist ein wichtiger Schwerpunkt – ja! Sexarbeit ist Arbeit!

Ebenso wichtig ist es jedoch auch, die Erotikindustrie nicht zu romantisieren. Diese Industrie ist ein direktes Spiegelbild patriarchaler, rassistischer, sexistischer, cis- und heteronormativer Gesellschaftsstrukturen. Die primäre Zielgruppe besteht aus überprivilegierten weißen cis-Männern mit stark normativen Erwartungen – sowohl in Bezug auf das Aussehen und die Leistung der Dienstleister als auch auf die von ihnen angeforderten Dienstleistungen. Dienstleister, die nicht in diese Norm passen, sehen sich oft offener Feindseligkeit und Ausgrenzung ausgesetzt. Einerseits möchte ich also betonen, wie exklusiv diese Branche auf der Verbraucherseite für alle ist, die nicht weiß, cis-männlich, heterosexuell und nicht behindert sind. Beispielsweise werden Frauen, queere Personen und Menschen mit Behinderungen selten als potenzielle Verbraucher von erotischen Dienstleistungen in Betracht gezogen.

Dieser Mangel an Inklusivität zeigt sich beispielsweise in der Ausstattung von BDSM-Studios. Oft findet man mehrere Arten von Keuschheitsgürteln, die für Penisträger*innen entwickelt wurden, aber keine für andere Genitalien. Ebenso wird das Spiel mit dem Geschlechtsausdruck fast ausschließlich als Feminisierung vermarktet – es gibt keinen Raum für Menschen, die bereits Weiblichkeit ausstrahlen und ihre Geschlechtsidentität auf andere Weise erforschen wollen. Androgyne Ausdrucksformen oder Transgender-Identitäten werden selten, wenn überhaupt, anerkannt. Dies sind nur einige wenige offensichtliche Beispiele, aber das Problem geht viel tiefer. Es spiegelt sich in allem wider, von der Art und Weise, wie sich die Erotikindustrie in Pornos und Werbung auf Websites darstellt, bis hin zum Design von Sexspielzeug. Die Mehrheit der Erotikindustrie verstärkt starre Geschlechternormen und cis-heteronormative Definitionen von Körpern und Sex, was es für alle, die außerhalb der binären Geschlechterordnung stehen, oder sogar für diejenigen, die stereotype Rollen hinter sich lassen wollen, schwierig macht, eine Repräsentation oder Zugang zu Dienstleistungen zu finden, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Ein entscheidender Aspekt des Konsumverhaltens ist, wie Menschen in Bezug auf ihren Körper und ihre Sexualität sozialisiert werden. Wenn man ständig durch eine patriarchale, rassistische, sexistische, cis- und heteronormative Brille beurteilt wird, kann dies tiefgreifende Auswirkungen darauf haben, wie man seine Sexualität erlebt und ausdrückt. Darüber hinaus können Faktoren wie das geschlechtsspezifische Lohngefälle und der ungleiche Zugang zu gut bezahlten Jobs marginalisierte Menschen davon abhalten, erotische Dienstleistungen überhaupt in Anspruch zu nehmen.

Gleichzeitig ist die Branche selbst kein fairer Wettbewerb. Zwar kann es bedeuten, eine Nische zu besetzen, wenn man als Sexarbeiter*in marginalisiert ist, doch oft hat dies einen hohen Preis: weniger Kundschaft, niedrigere Preise und deutlich mehr Arbeit. Darüber hinaus ist es für marginalisierte, abweichende Körper unglaublich schwierig, sich als etwas anderes zu etablieren als das, wofür sie fetischisiert werden. Dies macht es beispielsweise für eine transmaskuline Person besonders schwierig, als BDSM-Dominus wahrgenommen zu werden, da sie in erster Linie für transfetischisierende sexuelle Dienstleistungen gebucht wird und nicht für die BDSM-Kompetenz und das breite Spektrum an Techniken und Praktiken, die sie tatsächlich anbietet.

Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, marginalisierte Verbraucher zu stärken und strukturell zu unterstützen. Wenn wir echte Veränderungen wollen, müssen wir Räume schaffen, in denen BIPoC-Queers, Frauen, Transpersonen, Menschen mit Behinderung und andere marginalisierte Menschen sich nicht nur sicher fühlen, wenn sie erotische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sondern auch über die wirtschaftlichen und sozialen Mittel verfügen, dies zu tun. Ohne eine Verschiebung der Machtverhältnisse und des Zugangs wird die Branche weiterhin fast ausschließlich diejenigen bedienen, die sich bereits in privilegierten Positionen befinden.

Sexarbeit ist Arbeit, egal was passiert! Aber es ist Arbeit in einer Branche, die – wie jede andere auch – stark normativ und so strukturiert ist, dass sie in erster Linie dem cis-männlichen Begehren dient.

Ich will mehr queere Kunden!

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Foto Reference: Jamie Transboy_Dom fotografiert von: Sean Paul Denny

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Op-ed in response to “San Francisco residents sue the city over thriving sex trade”